Was Qigong bei Polyneuropathie bewirkt
Bewegung ist für Polyneuropathie-Patienten essenziell. Sie stärkt Muskeln, Sehen und Gelenke und ist auch gut für das Herz-Kreislaufsystem. Bewegung kann nach Auffassung der Chinesischen Medizin aber noch mehr: die Zirkulation von Blut und Lymphen in allen Körperregionen – auch in den Beinen – in Gang halten. Qigong, regelmäßig praktiziert, kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
Besonders wichtig ist Bewegung, wenn sich durch die Beschwerden der Polyneuropathie nicht nur Fehlspannungen zeigen, sondern sich das Gangbild schon verändert hat. Es ist wichtig dem durch maßvolle Bewegung entgegenzusteuern. Tipp zur maßvollen Bewegung: Wenn die Luft knapp wird oder sich die Füße schwer anfühlen, besser Pause machen. Polyneuropathie ist keine Krankheit für Höchstleistungen.
Qigong, eine der fünf zentralen Behandlungssäulen der Chinesischen Medizin, verbindet Spannung und Lösung besonders gut. Regelmäßig und ohne Ehrgeiz ausgeübt, können Patienten mit Qigong wieder Harmonie herstellen. Grundsätzlich sollte Qigong am besten zunächst in einem Kurs mit einem gut ausgebildeten Trainer erlernt werden. Später kann es eigenständig zu Hause praktiziert werden.
Was ist eigentlich Qigong?
Es handelt sich beim Qigong um eine Therapieform aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dabei arbeitet man mit langsamen, fließenden Bewegungen am Qi. Das Qi kann man als „Energie des Körpers“ übersetzen. Inbegriff einer guten Vitalität in der chinesischen Medizin ist, dass Qi und Xue, als „Kräfte“ oder „Säfte“ übersetzt, gleichmäßig durch den Körper fließen und sich nicht stauen. Mit Qigong kann man einen Stau lösen und das Qi wieder in Bewegung bringen.
Die Übungen des Qigongs liegen – wie auch die Bewegungen des Tai-Chi – zwischen Gymnastik, Meditation und Pantomime. Während es sich bei Tai-Chi um festgelegte Abfolgen von Bewegungen (Sequenzen) handelt, die 20 Minuten und länger dauern können, arbeitet Qigong mit einzelnen, kurzen Übungen. Was schwierig für viele Menschen ist: Man muss dabei die willentliche Kontrolle über die Bewegungen ausschalten, sie sollen von selbst ablaufen. Deswegen haben sie bildliche Namen, etwa „Der Kranich, der die Flügel ausbreitet“ oder „Bogenschießen“. Es ist hilfreich, sich in die Bilder hineinzuversetzen. Dies verbindet die Bewegung mit dem Außen und erweitert die Aufmerksamkeit auf den Umgebungsraum. Dabei wird der Übende von einer zu starken Selbstbeobachtung entlastet und kreist während des Übens nicht nur um sich selbst.
Die Bewegungen des Qigongs sind so langsam, dass sich die Muskeln lösen und das Qi überall hinkommt. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Entspannung alleine genügt nicht, sondern die Spannung muss insgesamt stimmen: Die Muskeln sollen einen schönen mittleren Tonus entwickeln. Der Mensch muss agieren können, ohne sich zu verkrampfen. Unser Organismus wird vor allem von zwei Systemen gesteuert: dem animalischen System, das Muskulatur und Sinnesorgane umfasst, sowie dem vegetativen, den unbewusst ablaufenden Körperprozessen. Qigong harmonisiert beide. Ein deutliches Zeichen dafür ist, dass die Übungen immer den Speichelfluss anregen und der Magen anfängt zu arbeiten.
Wie oft sollte man Qigong machen?
Ideal ist es, wenn jeden Morgen geübt wird. In der Klinik am Steigerwald wird jeden Morgen eine halbe Stunde lang die „Acht Brokate“, das bekannteste Übungsprogramm, gemacht. Viele nehmen das Wissen mit nach Hause und üben dort weiter. Die Bewegungen sind gut zu Hause machbar. Menschen, die Haltungsfehler oder Rückenprobleme haben, sollten aber unbedingt mit einem guten Lehrer arbeiten.
Qigong-Kugeln beruhigen und beleben
Fast jeder hat sie schon einmal in den Händen gehalten, die Qigong-Kugeln. Die Übungen mit den Kugeln haben den gleichen Zweck, wie die ganzkörperlichen Qigong-Übungen: Beruhigen, Zentrieren und Neubeleben. Bei der Übung „Kreisen lassen im Kontakt“ kreisen die Kugeln in der Hand umeinander. Das Kreisen sollte im und gegen den Uhrzeigersinn mit beiden Händen erfolgen. Achtung: es geht nicht um Fingerfertigkeit, sondern um Auswirkungen auf den ganzen Körper. Wer mit zuviel falschem Ehrgeiz übt, überfordert die Muskeln der Hand und des Unterarms und erschöpft sich schnell. Die Geschicklichkeit im Kreisen der Kugeln stellt sich von alleine ein, wenn die Bewegungen sich nach und nach automatisieren und gewissermaßen aus dem Körper in den Arm zur Hand fließen. Fortgeschrittene lassen die Kugeln in der Hand kreisen, ohne dass sie sich berühren.
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